Things Have Changed

Bob Dylan (2010)

Things Have Changed (deutsch: Die Dinge haben sich geändert) ist ein Song von Bob Dylan aus dem Jahr 1999, der im Jahr 2000 veröffentlicht wurde. Anders als die meisten anderen bekannten Stücke Dylans erschien Things Have Changed zunächst exklusiv als Single. Als einzige Dylan-Neukomposition war sie darüber hinaus Teil des Soundtracks zu dem Film WonderBoys mit Michael Douglas. Mit dem Golden Globe Award für den besten Originalsong sowie einem Oscar für den besten Filmsong des Jahres 2000 erhielt das Lied gleich zwei renommierte Preise.

Entstehung

Chronologisch liegt die Single-Veröffentlichung Things Have Changed zwischen den beiden Studioalben Time Out of Mind (1997) und Love And Theft (2001). Beide gelten als wichtige Stationen der um die Jahrtausendwende erfolgten Neuhinwendung Dylans zu den Wurzeln der amerikanischen Musik – zu Blues, Country, Folk, Western Swing und Jazz.[1] Things Have Changed entstand als Komposition für den Soundtrack zu WonderBoys – einem von L.A. Confidential-Regisseur Curtis Hanson gedrehten Film über einen alternden Hochschulprofessor und Autor, der in einer Schaffenskrise steckt. Geschrieben hatte Bob Dylan das Lied bereits 1997, nach einer schweren Erkrankung.[2] Die Aufnahme des Songs fand im Mai 1999 in New York statt, wobei Dylan von den Musikern seiner damaligen Tourband begleitet wurde: Larry Campbell und Charlie Sexton (Gitarren), Tony Garnier (Bass), David Kemper (Schlagzeug).[3] Im Vergleich mit dem Klang der Songs auf Time Out of Mind, zu dem unter der Produktion von Daniel Lanois wesentlich auch E-Piano und Orgel beitrugen, war Things Have Changed – eine der wenigen Neuaufnahmen, die zwischen den beiden Alben entstanden – eher in dem reduzierteren Rootsrock-Blues-Stil des im Folgejahr erschienenen Albums Love And Theft gehalten.

Veröffentlichung

Die Veröffentlichung des Stücks erfolgte auf unterschiedlichen Medien. Im Mai 2000 erschien Things Have Changed als 7-Inch-Single. Die Single enthielt die über fünfminütige lange Version. B-Seite war eine Liveversion des Bluesstücks Blind Willie McTell, eine bereits 1983 geschriebene Ode an den 1959 verstorbenen Country-Blues-Pionier Blind Willie McTell. In Europa kam Things Have Changed zunächst als Dreieinhalb-Minuten-Radio-Edit auf den Markt, ergänzt durch eine andere Live-Aufnahme: den Titel To Make You Feel My Love. Die dritte Veröffentlichung auf CD-Single enthielt die kurze Version des Liedes sowie die Zusatz-Tracks To Make You Feel My Love, Song to Woody und Hurricane. Letzterer war eine Auskoppelung aus dem Album Desire von 1976; die verwendeten Live-Aufnahmen stammten aus den Jahren 1997 bis 2000. Die lange Version war darüber hinaus auch Bestandteil des Albums Dylan Alive Volume 3 – Japanese Extended Play.[2][4]

Flankierend zum Film WonderBoys wurde Things Have Changed als Video-Clip auf den Markt gebracht. Das Video drehte WonderBoys-Regisseur Curtis Hanson. Im Clip setzten Bob Dylan und Film-Hauptdarsteller Michael Douglas ein surreal wirkendes Rollensplitting in Szene, in dem sie die Identitäten eines alten und eines jungen Mannes spielerisch einander gegenüberstellten. Weitere Verwendung fand der Song in den Soundtracks der beiden TV-Serien Brotherhood und Navy CIS.

Rezeption

Anders als The WonderBoys selbst, der keinen Oscar erhielt, wurde Things Have Changed gleich mit zwei Auszeichnungen bedacht: dem Academy Award der Oscar-Jury sowie dem Golden Globe Award für den besten Originalsong. Für die Auszeichnung von Things Have Changed mit einem Oscar dankte Bob Dylan bei der Zeremonie im März 2001 mit den Worten: „Ich möchte den Mitgliedern der Academy danken, die mutig genug waren, mir diese Auszeichnung für diesen Song zu geben, der offensichtlich ein Song ist, der weder um den heißen Brei herumredet noch die Augen verschließt vor der menschlichen Natur.“[5]

Die Platzierung in den Musikcharts fiel hingegen eher mittelmäßig aus. Höchstes Ranking war Platz 58 in den UK Single Charts.[6]

Anders die – auch langfristige – Würdigung des Songs bei Musikkritikern. So wurde Things Have Changed zum Beispiel bei einer im Juni 2020 vom amerikanischen Rolling Stone aufgestellten Liste der 25 besten Dylan-Songs des 21. Jahrhunderts auf Platz 1 gesetzt.[7]

Der Song

Der Text von Things Have Changed gibt die Gedanken eines alternden Mannes wieder, der über sein eigenes Leben ebenso nachdenkt wie über den Zustand der Welt. Gleich die ersten Worte lassen an einen alten Song denken, den Worried Man Blues, den von der Carter Family bis zu Woody Guthrie wirklich alle Folksinger gesungen haben. Und so gibt es in allen Strophen zahlreiche direkte Zitate aus verschiedensten Quellen oder Anspielungen auf sie:

„I’m looking up into the sapphire-tinted skies“ – aus einem Gedicht von Percy Shelley,
„I’ve been walking forty miles of bad road“ – Titel eines Stücks von Duane Eddy.

Und immer wieder auf die Bibel: „If the Bible is right, the world will explode“.

Manchen Versen wird einen konkreten Sinn nur der Hörer des Songs geben können:

„I’ve been trying to get as far away from myself as I can.“

Welchem „myself – ich“ will der Sänger entkommen? Vielleicht seiner sozialen Herkunft oder seiner religiösen, vielleicht eigenen Problemen, vielleicht dem Bild, das von ihm in der Öffentlichkeit existiert?

Anderes klingt beim ersten Hören wie ein Paradox:

„All the truth in the world adds up to one big lie.“

Mit Sicherheit ist der Sänger an die falschen Frauen geraten: Die erste, die er erwähnt und die mit einem Champagner-Glas in der Hand auf seinem Schoß sitzt, hat die Augen einer Mörderin. Später heißt es, über sie oder über eine andere:

„I’m in love with a woman that don’t even appeal to me.“

Natürlich wird man Things Have Changed für eine späte Antwort auf Dylans Song The Times They Are A-Changin' aus den frühen 1960er Jahren halten können. Dass sich die Zeiten seither zum Besseren gewendet haben, dachte der Sänger nie oder denkt es inzwischen nicht mehr:

„People are crazy and times are strange“.

Was sich aber ganz sicher geändert hat, das ist, dass er sich früher um all das gekümmert hat, heute nicht mehr:

„I used to care, but things have changed“.

Dennoch weiß er, was er tut. Fehler, wie andere sie gemacht haben, werden ihm nicht passieren:

„Mr. Jinx and Miss Lucy, they jumped in the lake,
I’m not that eager to make a mistake.“

Die Melodie von Things Have Changed ähnelt auffällig der von Marty Stuarts Observations of a Crow.[8] Stuart selbst sieht jedoch keinen Anlass für einen Plagiatsvorwurf[9].

Coverversionen

Curtis Stigers (2010)
Josefine Cronholm, Sängerin von String Swing (2011)

Verglichen mit den bekannten Stücken Dylans aus den 1960er- und 1970er-Jahren wie zum Beispiel Blowin’ in the Wind, Like a Rolling Stone oder Knockin’ on Heaven’s Door bewegt sich die Anzahl der Cover-Versionen von Things Have Changed im überschaubaren Bereich. Gecovert wurde das Stück unter anderem von dem Rootsrock-Interpreten und erklärten Dylan-Bewunderer Curtis Stigers,[10] dem Musiker Michel Montecrossa, Pat Nevin sowie der Band String Swing – einem Side Project der schwedischen Modern-Jazz-Sängerin Josefine Cronholm.[2] Der iTunes Music Store von Apple listete im Herbst 2013 rund zwei Dutzend unterschiedlicher Versionen auf – von namhafteren Künstlern wie zum Beispiel Barb Jungr und Tony Burrows bis hin zu Einspielungen unbekannter Cover-Interpreten.[11] Eine weitere Coverversion stammt von Bettye LaVette, die auch ihrem Album aus 2018 den Titel des Songs gab: Things Have Changed.

Von Bob Dylan selbst kursieren unterschiedliche Live-Einspielungen des Stücks, beispielsweise auf der Video-Plattform YouTube – zum Teil mit bekannten Gast-Musikern wie dem Gitarristen Mark Knopfler. Regulär auf CD erschien der Song 2008 als Live-Version im Rahmen der Bootleg Series auf dem Album Bootleg Series Vol. 8: Tell Tale Signs. In Bezug auf das Œuvre Dylans gilt Things Have Changed als bedeutender bis herausragender Song der Jahre um die Jahrtausendwende. Dylan-Autor Olaf Brenziger etwa schreibt in seinem Werk zur Musik Dylans, Things Have Changed sei in den Jahren nach 1997 die einzige herausragende Dylan-Produktion gewesen.[2] In dem Zeitraum der Jahre von 2000 bis 2019 hat Bob Dylan den Song fast ein Tausend Male live gespielt und das, in der überwiegenden Zahl der betreffenden Konzerte, als Opener.[12]

  • Der Video-Clip von Curtis Hanson: Bob Dylan - Things Have Changed (Official HD Video) auf YouTube, abgerufen am 7. Dezember 2022.
  • Auf bobdylan.com: Songtext und Liste einiger Veröffentlichungen des Songs in Studio- und Live-Versionen (abgerufen am 28. September 2020).

Einzelnachweise

  1. Peter E. Müller: Konzert in Berlin: Bob Dylan kommt ohne Hut, aber mit vielen neuen Songs. In: Berliner Morgenpost 24. Oktober 2013
  2. a b c d Olaf Benzinger: Bob Dylan. Die Geschichte seiner Musik. Aktualisierte Neuauflage. dtv, München 2006/2011, ISBN 978-3-423-34673-3, S. 251 ff.
  3. Gemäß Angaben auf der Website von Olof Bjorner. Andere Quellen gehen von Juli 1999 als Aufnahmedatum aus.
  4. Abfrage bei Musik-Suchportal Discogs, durchgeführt am 29. Oktober 2013.
  5. Übersetzung nach der in der Academy Awards Acceptance Speech Database veröffentlichten kurzen Rede; darin: „I want to thank the members of the Academy who were bold enough to give me this award for this song which obviously is a song that doesn't pussyfoot around nor turn a blind eye to human nature.“ (Abgerufen am 29. September 2020.)
  6. David Roberts: British Hit Singles and Albums. Guinness World Records, 2006, ISBN 1-904994-10-5, S. 137.
  7. „The 25 Best Bob Dylan Songs of the 21st Century“ gem. dem amerikanischen Rolling Stone vom 18. Juni 2020.
  8. Observations of a Crow auf YouTube
  9. Über Things Have Changed und Observations Of A Crow
  10. Biografie von Curtis Stigers, Jazzecho.de, aufgerufen am 29. Oktober 2013.
  11. Suchabfrage im iTunes Music Store; durchgeführt am 29. Oktober 2013.
  12. Angaben gemäß Songdetails auf bobdylan.com. (Abgerufen am 4. Oktober 2020.)
Studioalben
Livealben
  • Before the Flood
  • Hard Rain
  • At Budokan
  • Real Live
  • Dylan & The Dead
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • MTV Unplugged
  • Live 1961–2000: Thirty-Nine Years of Great Concert Performances
  • Live at the Gaslight 1962
  • Live at Carnegie Hall 1963
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • The 1966 Live Recordings
  • Bob Dylan – The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings
  • The Complete Budokan 1978
  • Live at the Royal Albert Hall (UK: Silber)
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • Across the Borderline
  • Live in San Diego November 28, 1979
Kompilationen
  • Bob Dylan’s Greatest Hits
  • Bob Dylan’s Greatest Hits Vol. II
  • Biograph
  • Greatest Hits Volume 3
  • Greatest Hits Volume 3
  • The Best of Bob Dylan
  • The Best of Bob Dylan, Vol. 2
  • The Essential Bob Dylan
  • The Ultimate Collection
  • Dylan
  • Playlist – The Very Best of Bob Dylan ’70s
  • The Best of the Original Mono Recordings
  • The Original Mono Recordings
  • Pure Dylan
  • Super Hits
  • The Real
  • The Very Best of Bob Dylan
  • The Complete Album Collection Vol. 1
  • 1970
The Bootleg Series
  • The Bootleg Series Volumes 1–3 (Rare & Unreleased) 1961–1991
  • Volume 4: The Royal Albert Hall concert
  • The Bootleg Series Vol. 5: Bob Dylan Live 1975 – The Rolling Thunder Revue
  • Vol. 6: Bob Dylan Live 1964, Concert at Philharmonic Hall
  • Vol. 7: No Direction Home: The Soundtrack
  • Vol. 8: Tell Tale Signs: Rare and Unreleased 1989–2006
  • The Bootleg Series Vol. 9: The Witmark Demos: 1962–1964
  • Vol. 10: Another Self Portrait (1969–1971)
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Raw
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Complete
  • The Bootleg Series Vol. 12: The Cutting Edge 1965–1966
  • The Bootleg Series Vol. 13: Trouble No More 1979 – 1981
  • The Bootleg Series Vol. 14: More Blood, More Tracks
  • The Bootleg Series Vol. 15: Travelin’ Thru 1967–1969
  • The Bootleg Series Vol. 16: Springtime in New York 1980–1985
  • Fragments – Time Out of Mind Sessions (1996–1997): The Bootleg Series, Vol. 17
Soundtracks
EPs
  • With God On Our Side
  • One Too Many Mornings
  • The Ballad of Frankie Lee and Judas Priest
Videoalben
  • MTV Unplugged
  • No Direction Home
  • Don’t Look Back
  • The Other Side of the Mirror – Live at the Newport
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • 1966 World Tour – The Home Movies
Singles
  • Blowin’ in the Wind
  • The Times They Are a-Changin’
  • Subterranean Homesick Blues
  • Maggie’s Farm
  • Like a Rolling Stone
  • Positively 4th Street
  • Can You Please Crawl out Your Window?
  • One of Us Must Know (Sooner or Later)
  • Rainy Day Women #12 & 35
  • I Want You
  • Just Like a Woman
  • Leopard-Skin Pill-Box Hat
  • I Threw It All Away
  • Lay Lady Lay
  • Tonight I’ll Be Staying Here with You
  • Wigwam
  • Watching the River Flow
  • George Jackson
  • Knockin’ on Heaven’s Door
  • A Fool Such as I
  • Lily of the West
  • On a Night Like This
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Tangled Up in Blue
  • Hurricane (Part I)
  • Mozambique
  • Baby Stop Crying
  • Is Your Love in Vain?
  • Gotta Serve Somebody
  • Union Sundown
  • Sweetheart Like You
  • Band of the Hand
  • Everything Is Broken
  • Unbelievable
  • Dignity
  • Love Sick
  • Things Have Changed
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Mixed-Up Confusion
  • All I Really Want to Do
  • With God on Our Side
  • Ye Playboys And Playgirls
  • On the Road Again
  • Don’t Think Twice, It’s All Right
  • Pretty Peggy-O
  • Highway 61 Revisited
  • Mr. Tambourine Man
  • Queen Jane Approximately
  • It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry
  • Ballad of a Thin Man
  • If You Gotta Go, Go Now (Or Else You Gotta Stay All Night)
  • Drifter’s Escape
  • John Wesley Harding
  • All Along the Watchtower
  • Take a Message To Mary
  • If Not for You
  • When I Paint My Masterpiece
  • New Morning
  • Ain’t No More Cane
  • Something There Is About You
  • It Ain’t Me, Babe (Live)
  • Tough Mama
  • Million Dollar Bash
  • One More Cup of Coffee (Valley Below)
  • Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again (Live)
  • Romance in Durango
  • Changing of the Guards
  • Forever Young (Live)
  • Love Minus Zero
  • Precious Angel
  • Man Gave Names to All the Animals
  • Maggie’s Farm (Live at Budokan)
  • Slow Train
  • Solid Rock
  • Saved
  • What Can I Do for You
  • Heart of Mine
  • Lenny Bruce
  • Dead Man, Dead Man
  • I and I
  • Jokerman
  • Highway 61 Revisited (Live)
  • Tight Connection to My Heart (Has Anybody Seen My Love?)
  • When the Night Comes Falling from the Sky
  • Emotionally Yours
  • Got My Mind Made Up
  • The Usual
  • Silvio
  • Political World
  • Most of the Time
  • Series of Dreams
  • Blind Willie McTell
  • Step It Up and Go
  • My Back Pages (Live)
  • Dignity (Live Unplugged)
  • Knockin’ On Heaven's Door (Live)
  • Not Dark Yet
  • Tweedle Dee & Tweedle Dum
  • Honest With Me
  • Someday Baby
  • Thunder on the Mountain
  • Beyond Here Lies Nothin’
  • Dreamin’ of You
  • I Feel a Change Comin’ On
  • Must Be Santa
  • Early Roman Kings
  • Duquesne Whistle
  • Motherless Children (Live)
  • Full Moon & Empty Arms
  • Stay with Me
  • The Night We Called It a Day
  • Melancholy Mood
  • Could Have Told You
  • My One and Only Love
  • Masters of War (The Avener Rework)
  • I Contain Multitudes
  • False Prophet
Tourneen
  • England Tour
  • World Tour
  • Tour with The Band
  • Rolling Thunder Revue
  • World Tour
  • Gospel Tour
  • World Tour
  • European Tour
  • True Confessions Tour
  • Tour with the Grateful Dead
  • Temples in Flames Tour